Sauerbruch Hutton - 16. Kunstflâneur 2025

Wart Ihr schon mal auf der Elbinsel Wilhelmsburg und habt den „Sprung über die Elbe gewagt“? Das war das Motto der Internationalen Bauausstellung IBA Hamburg (2006-2013), in deren Rahmen auf einer ehemaligen Brachfläche das neue Stadtquartier Wilhelmsburger Mitte entstand. Als eines der großen städtischen Projekte erhielt die damalige Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (heute: Stadtentwicklung und Wohnen) hier ein gemeinsames Verwaltungsgebäude. Der 2009 ausgelobte internationale Architekturwettbewerb ging an das Berliner Architekturbüro Sauerbruch Hutton in Zusammenarbeit mit der Ingenieursgesellschaft INNIUS RR aus Rosbach. 

Der Neubau umfasst ein Hochhaus mit 13 Geschossen und zwei Seitenflügeln, bestehend aus sieben Häusern mit jeweils fünf Etagen. Auf einer Nutzfläche von rund 61.000 Quadratmetern finden sich nicht nur Büros, sondern auch Ausstellungsräume, Konferenzbereiche und Gastronomie. Besonders faszinierend ist die geschwungene Form und vielfarbige Fassade: Rund 30.000 Keramikpaneele, glasiert in 20 Farben, prägen das Gebäude - vom Gelb und Rot des Hochhauses bis zu den Blau-, Grün- und Violettnuancen an den Seitenflügeln. Horizontal in Linien aneinandergereiht, betonen sie mit konkaven und konvexen Schwüngen den wellenförmigen Verlauf der Fassade.

Farbe gilt als Markenzeichen von Louisa Hutton und Matthias Sauerbruch, die ihr Architekturbüro 1989 in London gründeten und mit rund 100 Mitarbeitenden in Berlin arbeiten. Zu ihren bekanntesten Entwürfen zählen das farbige Museum Brandhorst in München oder das Hochhaus in der Berliner Rudi-Dutschke-Straße mit seinen Sonnenschutz-Lamellen in sämtlichen Rottönen - deren drohende Ersetzung durch Rollos sogar eine internationale Protest-Petition auslöste.

Neben der besonderen Baukultur beeindruckt mich zudem die fortschrittliche Nachhaltigkeit und hohe Energieeffizienz des Objektes. Da der Untergrund der Elbinsel sehr weich ist, steht der Bau auf etwa 1.600 Bohrpfählen. Rund die Hälfte davon dient zugleich der Geothermie. Mit einer Bohrtiefe von bis zu 18 Metern speisen sie Erdsonden-Wärmepumpen, die im Winter für Wärme und im Sommer für Kühlung des Gebäudes sorgen. 

Sehr empfehlen kann ich auch den Dokumentarfilm  „Sauerbruch Hutton Architekten“. 2013 von Harun Farocki (1934-2014). In seinem letzten langen Film begleitet der Autor, Hochschullehrer und Filmemacher die Arbeit des Architektenpaars.

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