Christoph Faulhaber - 5. Kunstflâneur 2025

Für mehrere Wochen im Sommer 2009 sorgte eine bemerkenswerte Installation in der noch weitgehend unbebauten Shanghaiallee in der HafenCity für Irritation und Diskussion. Vor einem ummauerten Gelände standen ein Holzcontainer sowie ein täuschend echt wirkendes Bauschild, das die Errichtung eines Auffanglagers für ehemalige Häftlinge aus Guantánamo ankündigte. Offizielle Logos und Erläuterungen in englischer Sprache vermittelten den Eindruck, als habe die Freie und Hansestadt Hamburg als erste Stadt zugestimmt, ehemaligen Insassen aus dem US-Militärgefängnisses Asyl zu gewähren. Direkt daneben stand ein 2,70 Meter langer, 2 Meter breiter und 2,20 Meter hoher Holzcontainer - exakt in den Maßen einer Verhörzelle aus Guantánamo.

Die Installation „ Guantánamo Aufnahme Lager (GAC)“ des Hamburger Künstlers Christoph Faulhaber griff damit eine hochaktuelle politische Debatte auf: Anfang 2009 hatte die neu gewählte US-Regierung unter Barak Obama angekündigt, das menschenunwürdige Gefangenenlager der USA auf Kuba aufzulösen, eine Einrichtung, in der noch zahlreiche unschuldige Menschen inhaftiert waren und Asyl benötigten.

Christoph Faulhaber (*1972) ist bekannt für seine gesellschaftskritischen Projekte, die sich oft an der Grenze zwischen Realität und Fiktion bewegen. Seine Performances und Installationen provozieren nicht nur Irritationen, sondern fordern aktive Reflexion und Interaktion des Publikums und bieten abstrakt geführten gesellschaftlichen Debatten einen konkreten Ort in der Öffentlichkeit an. Dabei sehe ich sie in der Tradition der Sozialen Plastik von Joseph Beuys oder der subversiven Kunstaktionen eines Christoph Schlingensief. Nur hat Faulhaber bislang noch keine Partei gegründet.
Neben Projekten im öffentlichen Raum wurden seine Arbeiten unter anderem in der Schirn Kunsthalle Frankfurt, der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden, der Nationalgalerie Prag sowie in Mexiko, Lagos, Riad oder Dubai präsentiert.

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