5/2021 - Margrit Kahl
Im Grindelviertel, genauer auf dem Joseph-Carlebach-Platz, befindet sich ein etwa 900 m² großes und dennoch dezentes Kunstwerk der Hamburger Künstlerin Margrit Kahl (1942 - 2009). Das „Synagogenmonument“ bildet als Bodenintarsie mit polierten schwarzen Granitsteinen die Linienführung des Deckengewölbes der ehemaligen Synagoge am Bornplatz im Originalmaßstab nach. Die Flächen dazwischen wurden mit unpolierten grauen Granitsteinen gefüllt, die u.a. an die Säulen der Emporen im Innenraum des Gebäudes erinnern. So wird die genaue Lage der zerstörten Synagoge sichtbar und markiert, die während des Novemberpogroms am 9./10. November 1938 geschändet, geplündert und verwüstet, in Brand gesetzt und kurz darauf abgerissen wurde (wofür die jüdische Gemeinde die Kosten aufbringen musste).
Zum 50. Jahrestag der Zerstörung des jüdischen Gotteshauses, am 9. November 1988, wurde der von Margrit Kahl gestaltete, begehbare Gedankplatz eingeweiht. Eineinhalb Jahre, von 1986 an, hatten die Planungen für das Bodenmosaik in Anspruch genommen, begleitet von Gesprächen der Hamburger Künstlerin mit Vertretern der jüdischen Gemeinde, der Kulturbehörde, der Baubehörde und dem Katasteramt. Realisiert wurde danach ein Mahnmal, das sich nicht aufdrängt - ganz im Gegenteil hat Margrit Kahl ein subtiles und abstrahierendes Memorial geschaffen, das ohne jedes Pathos auskommt.
Die Synagoge am Bornplatz, wie der Platz bis 1989 hieß, war die größte Synagoge Norddeutschlands und bot Platz für fast 1.200 Gläubige. Der heutige Joseph-Carlebach-Platz wurde nach dem letzten Oberrabbiner von Hamburg und Altona benannt, der 1941 in das Konzentrationslager Jungfernhof bei Riga deportiert und im Jahr darauf mit seiner Frau und drei Töchtern ermordet wurde.