Im aktuellen Kunstflâneur gibt es Inspirationen zum Kunstflânieren zu Ausstellungseröffnungen, Künstler:innengesprächen, Führungen und weiteren interessanten Kunst-Terminen. Und abonnieren könnt Ihr den Kunstflâneur auf dieser Website.
Hadi Teherani - 6. Kunstflâneur 2025
Dieses futuristische Gebäude steht bereits seit fast 30 Jahren in Rellingen bei Hamburg und dient als Büro- und Produktionsgebäude des Designers und Leuchtenherstellers Tobias Grau. Den privat ausgeschriebenen Architekturwettbewerb gewann das damalige Büro von Hadi Teherani, BRT Architekten. Zwei parallel verlaufende, röhrenförmige Baukörper sind durch einen Zwischenbau verbunden und bieten auf zwei Etagen über 4.000 qm Platz. Die Materialien reduzieren sich bewusst auf Holz, Beton, Aluminium und Glas.
Christoph Faulhaber - 5. Kunstflâneur 2025
Die Installation „ Guantánamo Aufnahme Lager (GAC)“ des Hamburger Künstlers Christoph Faulhaber in der HafenCity Hamburg griff eine hochaktuelle politische Debatte auf: Anfang 2009 hatte die neu gewählte US-Regierung unter Barak Obama angekündigt, das menschenunwürdige Gefangenenlager der USA auf Kuba aufzulösen, eine Einrichtung, in der noch zahlreiche unschuldige Menschen inhaftiert waren und Asyl benötigten.
Robert Wilson - 4. Kunstflâneur 2025
Für den 30 Meter hohen Lichthof des Designhotels SIDE schuf der New Yorker Regisseur und Künstler Robert „Bob“ Wilson (*1941) eine besondere Lichtinstallation. Zwei raumhohe Lichtfelder, die in einem ruhigen, zeitlichen Wechsel leuchten, prägen den Raum. Dabei bewegen sich weiße und blaue Lichtstreifen auf gekippten Glasflächen. Wilson, der Architektur und Bühnenbild studierte, nutzt Licht in all seinen Arbeiten als unverkennbares Gestaltungselement - in seinen Lichtinstallationen oder Theaterinszenierungen - denn „ohne Licht gibt es keinen Raum“. Für seine Arbeiten wurde er sowohl für den Pulitzer-Preis als auch für den Goldenen Löwen bei der Biennale in Venedig nominiert.
Stefan Kern - 3. Kunstflâneur 2025
Wo ist hier das Kunstwerk? Zugegeben, durch die Verwitterung des Holzes ist die Intervention des Künstlers Stefan Kern kaum noch erkennbar - sie hat sich farblich perfekt angepasst. Ursprünglich standen seit den 1980er Jahren an der Weidenallee, Ecke Kleiner Schäferkamp, zweimal sechs einfache Holzbänke, die ein Quadrat lediglich andeuteten.
Jörg Immendorff - 2. Kunstflâneur 2025
Am Hans-Albers-Platz eröffnete in den 1980er-Jahren einer der bekanntesten deutschen Nachkriegskünstler, Jörg Immendorff (1945 - 2007), während seiner Lehrtätigkeit an der HFBK Hamburg die Bar „La Paloma“. Gleichzeitig setzte er Hans Albers ein Denkmal: eine drei Meter hohe Bronzeskulptur - eine grob gestaltete Figur mit Schiffermütze und Akkordeon stehend auf einer Möwe (spanisch „la Paloma“). Immendorff schenkte die Skulptur der Stadt Hamburg, wo sie 1986 zum 95. Geburtstag des Schauspielers zunächst am Rand des Platzes aufgestellt wurde. Erst fünf Jahre später, zum 100. Geburtstag von Hans Albers, erhielt sie einen würdigen Platz in der Mitte.
Vera Drebusch - 1. Kunstflâneur 2025
Besonders sehenswert ist aktuell eine Kunstaktion im öffentlichen Raum in Hamburg-Hamm: „Wer war Marianne Rosenbaum?” von Vera Drebusch (Künstlerin) und Stephanie Kanne (Leiterin Stadtteilarchiv Hamm). Seit September 2024 sind an verschiedenen Orten großformatige Porträts von sieben Frauen des Stadtteils auf Plakat- und Ausstellungsflächen sowie Hauswänden zu entdecken. Dazu zählen die Sozialreformerin Amalie Sieveking, Marianne Rosenbaum, die als Opfer des NS-Regimes auch einen Stolperstein vor ihrem ehemaligen Wohnhaus hat, die 103-Jährige Paula Krupp sowie die aus Afghanistan geflüchtete Nadia Pardis. Gemeinsam repräsentieren stellvertretend drei zentrale Persönlichkeiten des Quartiers und
Auto-Silo - 21. Kunstflâneur 2024
Das 1910 gegründete, denkmalgeschützte Hotel Reichshof Hamburg am Hauptbahnhof beherbergt einen besonderen historischen Schatz: ein Auto-Silo. In diesem ungewöhnlichen Parkhaus mit 127 Stellplätzen auf sieben Etagen wurden die Fahrzeuge einst per Lift von einem Liftboy zu ihren Stellplätzen transportiert.
Die Gründerfamilie Langer entdeckte dieses innovative Garagenprinzip in den 1950er Jahren auf einer Reise in die USA. Diese damals in Deutschland noch unbekannte, platzsparende Lösung war ideal für das dicht besiedelte Viertel St. Georg. Für die Umsetzung beauftragte die Familie den Architekten Hans Jönsson, der das Auto-Silo 1957 fertigstellte - eines der ersten seiner Art in Europa.
Erwin Wurm - 20. Kunstflâneur 2024
Letztes Jahr feierte das Hamburger Straßenmagazin „Hinz&Kunzt“ sein 30-jähriges Jubiläum und erhielt ein ganz besonderes Geschenk: eine Herrentasche mit dünnen, überdimensional langen Beinen. Der renommierte österreichische Künstler Erwin Wurm schenkte dem Magazin die 1,90 Meter hohe Bronzeskulptur „Der Direktor (Herrentasche)“, die seitdem öffentlich im Erdgeschoss des „Levantehaus“ ausgestellt ist.
Bekannt ist Wurm vor allem für seine „Fat“-Skulpturen, wie sein knallrotes Auto in einem voluminösen, aufgeblähten Zustand, oder seine frühen „One Minute Sculptures“, bei denen er die Betrachter:innen per Handlungsanweisungen dazu animiert, für einen kurzen Moment Teil des Kunstwerks zu werden und es aktiv zu erleben.
Thomas Schütte - 19. Kunstflâneur 2024
Die Skulpturengruppe „Die Fremden“ von Thomas Schütte auf dem Portikusdach am Friedrichsplatz in Kassel gehörte zu meinen Lieblingsarbeiten der documenta IX im Jahr 1992.
In Hamburg steht seit 1987 Schüttes mehrteilige Skulptur „Tisch mit 12 Stühlen“ in einer Grünanlage in Niendorf-Nord - ein Mahnmal zum Gedenken an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Es besteht aus einem ovalen Granittisch, umgeben von 12 aus Backstein gemauerten Thronen. Elf dieser Stühle tragen Namen von Hamburger Widerstandskämpfer:innen, darunter Georg Appel, Clara und Walter Bacher, Rudolf Klug, Curt Ledien, Reinhold Meyer, Hanne Mertens, Ernst Mittelbach, Joseph Norden, Margaretha Rothe, Kurt Schill und Paul Thürey - alle wurden sie von den Nationalsozialisten ermordet. Auch die umliegenden Straßen tragen ihre Namen und erinnern so in dem ehemaligen Neubauviertel, das größtenteils aus Backstein erbaut wurde, an ihr Vermächtnis.
Fiona Tan - 18. Kunstflâneur 2024
Im Rahmen der Ausstellung „Aussendienst“ - ein Projekt des Hamburger Kunstvereins und der Kulturbehörde - wurde im Jahr 2000 das temporäre Kunstprojekt „Car Wreck Cinema“ der bildenden Künstlerin und Filmemacherin Fiona Tan realisisert.
In ihrem Open-Air-Kino wurden einen Monat lang besondere Kultfilme auf zwei gegenüberliegenden Leinwänden in der Stockmeyerstraße gezeigt. Das Gelände, damals umringt von Wasser, Kais und Gleisen, wirkte wie ein verlassenes Niemandsland - die heutige HafenCity war zu jener Zeit lediglich eine Vision. Die Besucher:innen nahmen in Schrottautos Platz und erlebten die Filme simultan entweder durch die Front- oder die Heckscheibe der Autos. Für mich war dieses Kunsterlebnis unvergesslich: in einem muffigen Schrottautokino die beiden Filme „Stalker“ und „Brazil“ gleichzeitig in dieser surrealen Atmosphäre zu erleben.
Nico Joana Weber - 17. Kunstflâneur 2024
Im Bahnhof Hamburg-Dammtor gibt es eine stimmungsvolle Video- und Soundinstallation der Künstlerin Nico Joana Weber.
Der 36 Meter lange Fußgängertunnel zwischen Moorweide und „Planten un Blomen“ wurde für den ITS Mobilitäts-Weltkongress 2021 vom Architekturbüro Peter Bohn Architekten aus München saniert. Zusammen mit dem Architekturbüro entstand das mehrteilige Werk „Areale ausgewählter Ordnungen“ in vierjähriger Arbeit. Die in Köln lebende Künstlerin Nico Joana Weber arbeitet dabei sehr ortsspezifisch und lässt ihren Arbeiten lange Recherchen vorausgehen.
Rupprecht Matthies - 16. Kunstflâneur 2024
Auf einer Grünfläche vor einem Bürogebäude an der Neuen Rabenstraße 3 steht eine vier Meter hohe Skulptur aus Edelstahl des Hamburger Künstlers Matthies. Wie ein überdimensionaler und zugleich dreidimensionaler Scherenschnitt zeigt es ein florales Motiv aus einer Lilie, Mohnblume, Narzisse und Kornblume. Das Werk „Auf der Suche nach dem Echten“ ergänzt eine weitere Arbeit im Eingangsbereich des Gebäudes, ebenfalls ein Scherenschnitt-Blumenbild, das zusammen mit der Designerin Florbela Augustiny entstanden ist.
2013 gewann Rupprecht Matthies den Kunst am Bau-Wettbewerb für den von BRT Architekten entworfenen Neubau der HanseMerkur-Versicherungsgruppe. Eingeladen waren weitere vier Hamburger Künstler:innen, um ein Kunstwerk für den Eingangsbereich sowie den begrünten Vorplatz zu gestalten.
Cäsar Pinnau - 15. Kunstflâneur 2024
Aufgrund seiner eleganten grünen Glasfassade ist es eines meiner Lieblingsgebäude in der Stadt: das ehemalige Hamburg Süd Hochhaus des Hamburger Architekten Cäsar Pinnau (1906-1988) mit dem Globus-Springbrunnen des Hamburger Künstlers Kurt Kranz (1910-1997) an der Willy-Brandt-Straße.
Zwischen 1959 und 1964 wurde das Gebäude errichtetet (die Hamburger Sturmflut 1962 verzögerte den Bau) und besteht aus einem 15-geschossigen Hochhaus mit einem flachen Querbau. Pinnau wollte ursprünglich das Hochhaus 17-geschossig entwerfen, um den Gebäudekomplex nach dem Goldenen Schnitt zu gestalten. In den 1950er-Jahren war der Bau moderner Hochhäuser in der Hamburger Innenstadt jedoch ein kontroverses Thema, weshalb das Hochhaus kleiner gebaut werden musste.
Kapwani Kiwanga - 14. Kunstflâneur 2024
Die Installation „Bedform“ der französisch-kanadischen Künstlerin Kapwani Kiwanga (*1978) wurde im Rahmen der Ausstellung „THE GATE“ (ein Projekt von IMAGINE THE CITY, kuratiert von Ellen Blumenstein) auf dem Dar-es-Salaam-Platz in der HafenCity- benannt nach Hamburgs tansanischer Partnerstadt - gezeigt.
Auf dem acht Meter breiten und zwei Meter hohen Messingrelief sind geometrische Muster abgebildet, die abstrahierte Takelagen von Handelsschiffen der ehemaligen Reederei Deutsche Ost-Afrika-Linie darstellen, die von 1890 bis 1945 zwischen Hamburg und Dar es Salaam, der einstigen Hauptstadt Deutsch-Ostafrikas, verkehrten. Messing ist ein in der Schifffahrt häufig verwendetes Material, unter anderem für Schiffsschrauben. Der Titel „Bedform“ bezeichnet im Englischen versteinerte Sedimente im Flussbett und so bezieht sich das Kunstwerk auf die koloniale Handelsgeschichte der Stadt.
Dank an © Laura Léglise für das tolle Foto.
Bogomir Ecker - 13. Kunstflâneur 2024
Die Arbeit „Vedere - alles was sich bündeln lässt“ von Bogomir Ecker (*1950) war im Rahmen des Kunst im öffentlichen Raum-Projektes „Aussendienst“ (ein Projekt vom Hamburger Kunstverein und der Kulturbehörde) 2000/2001 temporär auf dem Parkplatz Burchardstraße vor dem Sprinkenhof installiert und interagierte mit realen Überwachungskameras des Hamburger Verfassungsschutzes. Dieser kontrollierte die Einfahrt zu seinen eigenen Diensträumen - quasi der sich selbst überwachende Überwacher. Dieses kuriose Phänomen nahm Ecker zum Ausgangspunkt seiner Arbeit und installierte wiederum fünf Masten mit roten Kamera-Attrappen auf dem Platz. Dabei zielte ein Kameraobjektiv nach unten auf ein glänzendes Gebilde aus Messing, das in Form einer überdimensionierten Trompete am Mast befestigt war und dort Gegenstand intensiver Beobachtung wurde. Die weiteren vier Kamera-Attrappen wurden so angeordnet, dass sie wiederum den Mast mit der Trompete fokussierten.
Kunst-Imbiss - 12. Kunstflâneur 2024
Hamburg hat einen ganz besonderen Service: eine ambulante Kunstversorgung. Den Kunstmangel vor Ort zu beheben, schafft seit fast 20 Jahren der Kunst-Imbiss, ein mobiles Projekt der beiden Hamburger Künstler:innen Katharina Kohl und DG. Reiß.
Der hanseatisch blau-weiße Kunst-Imbiss mit der roten Beschriftung sieht zwar wie ein „normaler“ Imbisswagen aus, doch werden weder Currywurst noch Pommes rot-weiß verkauft, sondern Arbeiten von über 90 Künstler:innen - direkt auf die Hand. „Es gibt nur geistige Nahrung“, wie Kohl und Reiß sagen. Aber noch viel wichtiger als die Kunst zu verkaufen, ist den beiden, Kunst zu vermitteln. Zudem gemeinsame Kunsterlebnisse auf der Straße und der Dialog mit den Flâneur:innen. „Denn geschätzt liegt die Zahl derjenigen, die sich für Kunst interessieren, bei nur 1% der Bevölkerung. Gemessen daran braucht es viel mehr – auch ambulante – Kunstversorgung für diejenigen, die noch hungrig sind“, diagnostizieren die beiden Künstler:innen.
Timm Ulrichs - 11. Kunstflâneur 2024
In der Nähe des Literaturhauses Hamburg an der östlichen Außenalster am Schwanenwik steht seit 1996 das „Denkmal für den "Unbehausten Dichter" Wolfgang Borchert“. Berühmt geworden ist der in Hamburg geborene Schriftsteller Borchert (1921-1947) mit seinem bedeutenden Kriegsheimkehrer-Hörspiel und Drama "Draußen vor der Tür", das er 1946 in nur acht Tagen geschrieben hat.
Auf Initiative des Vereins „Wolfgang Borchert Denkmal e. V.“ und nach vierzehnjähriger Sammelarbeit durch private Spenden wurde das Kunstwerk ermöglicht. Den ausgeschriebenen Wettbewerb gewann der Künstler und damalige Kunstprofessor für Bildhauerei an der Akademie Münster Timm Ulrichs (*1940). Die Einweihung fand anlässlich des 75. Geburtstags von Wolfgang Borchert statt.
Peter Friedl - 10. Kunstflâneur 2024
Die Arbeit »Ohne Titel (Berlin)« im Hamburger Institut für Sozialforschung ist eine Installation des österreichischen Künstlers Peter Friedl, der 1960 geboren wurde und nach eigenen Angaben „in situ“ wohnt. Der 105 x 105 cm große Leuchtkasten irritiert, da die darauf abgebildete Ziffer 8 als Zahl typografisch falsch scheint. Der kleinere Kreis der Zahl müsste oben und nicht unten stehen. Oder hängt das Kunstwerk falsch herum und sollte es eigentlich 68 heißen? Beide Zahlen stehen für bedeutende gesellschaftliche Proteste und wichtige Jahreszahlen in Deutschland. Ein gleiches Werk in Orange wurde von der Regierung für die Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland angekauft.
Peter Friedl vertrat 1999 Österreich auf der Kunstbiennale in Venedig und war dreimaliger documenta-Teilnehmer.
Zaha Hadid - 9. Kunstflâneur 2024
Die Flânierpromenade am Hafen zwischen St. Pauli Landungsbrücken und Speicherstadt wurde von der irakisch-britischen Architektin Zaha Hadid (1950-2016) entworfen. Mit ihrem Londoner Büro gewann sie 2006 den öffentlich ausgeschriebenen Wettbewerb für eine neue, gut ein Kilometer lange Promenade. Diese sollte zudem rund 2,50 Meter höher als die vorherige sein, da sie auch ein moderner Hochwasserschutzwall ist, um Hamburg vor Sturmfluten zu schützen.
Der geschwungene Entwurf erinnert mit seinen Treppen formal an die wellenförmigen Ausspülungen im Sand und wirkt wie ein modernes Amphitheater an der Elbe. Dabei bietet es unterschiedliche Aufenthalts- und Kommunikationsorte - auch durch die neuen Pavillons und das dreigeschossige Restaurant.