Stefan Kern - 3. Kunstflâneur 2025

Wo ist hier das Kunstwerk? Zugegeben, durch die Verwitterung des Holzes ist die Intervention des Künstlers Stefan Kern kaum noch erkennbar - sie hat sich farblich perfekt angepasst. Ursprünglich standen seit den 1980er Jahren an der Weidenallee, Ecke Kleiner Schäferkamp, zweimal sechs einfache Holzbänke, die ein Quadrat lediglich andeuteten.

Im Jahr 1995 präsentierte der Bildhauer im Rahmen einer Ausstellung im nahegelegenen Künstlerhaus Weidenallee eine Arbeit im Innenraum des Hauses und entwickelte zugleich für den Außenbereich die Skulptur „Ecke Weidenallee / Kleiner Schäferkamp“. Aus den identischen Materialien Holz, Stahl und Beton fügte Kern einer Sitzgruppe zusätzliche Elemente hinzu, sodass die Bänke zu einer geschlossenen geometrischen Form wurden und einen verbindenden Charakter erhielten. Leider sind im Laufe der Zeit einige Elemente verrottet oder entfernt worden, sodass die Skulptur nicht mehr vollständig ist.

Der Umgang mit alltäglichen Objekten ist charakteristisch für Stefan Kerns künstlerische Schaffen. Handtaschen, U-Bahn-Bänke, Wippen oder als Rednerpulte konzipierte Skulpturen erhalten durch minimale Veränderungen oder neue Proportionen eine überraschende, teils absurde Bedeutung. 1999 erhielt der Hamburger Künstler den Ernst-Barlach-Preis und 2015 den Edwin-Scharff-Preis, den renommiertesten Kunstpreis der Stadt Hamburg.

Ich liebe intelligente künstlerische Interventionen, die mit vorgefundenen Objekten im öffentlichen Raum interagieren, dadurch ungewöhnliche oder skurrile Werke schaffen und mit unseren Wahrnehmungsmustern spielen - Interventionen, die mehr sind als bloßes farbiges Besprühen.

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