Jörg Immendorff - 2. Kunstflâneur 2025

Nicht nur durch seine Filme „Große Freiheit Nr. 7“ und „Das Herz von St. Pauli“ ist der Hamburger Sänger und Schauspieler Hans Albers (1891 - 1960) untrennbar mit St. Pauli und der Reeperbahn verbunden, sondern auch durch seine legendäre Interpretation von „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“. Ihm zu Ehren wurde 1964 der Wilhelmsplatz, nahe der Reeperbahn, in Hans-Albers-Platz umbenannt.

Dort eröffnete in den 1980er-Jahren einer der bekanntesten deutschen Nachkriegskünstler, Jörg Immendorff (1945 - 2007), während seiner Lehrtätigkeit an der HFBK Hamburg die Bar „La Paloma“. Gleichzeitig setzte er Hans Albers ein Denkmal: eine drei Meter hohe Bronzeskulptur - eine grob gestaltete Figur mit Schiffermütze und Akkordeon stehend auf einer Möwe (spanisch „la Paloma“). Immendorff schenkte die Skulptur der Stadt Hamburg, wo sie 1986 zum 95. Geburtstag des Schauspielers zunächst am Rand des Platzes aufgestellt wurde. Erst fünf Jahre später, zum 100. Geburtstag von Hans Albers, erhielt sie einen würdigen Platz in der Mitte.

Immendorff geriet immer wieder mit dem Hamburger Senat in Streit über die Gestaltung des Hans-Albers-Platzes vor seiner Bar sowie den desolaten Zustand des Denkmals. Als er schließlich Kunstprofessor an der Düsseldorfer Akademie wurde und seine Kneipe schloss, nahm er die Skulptur mit.

Der nun leere Hans-Albers-Platz sorgte für Kritik, sodass der Senat eine Kopie bei Immendorff in Auftrag gab. Mit finanzieller Unterstützung der Kulturbehörde ließ er einen Zweitguss anfertigen, der am 22. September 1999 - anlässlich des 109. Geburtstages von Hans Albers - aufgestellt wurde. Die Originalskulptur steht heute im Düsseldorfer Medienhafen, während die Kopie den Hans-Albers-Platz ziert.

Jörg Immendorff, bekannt für seine provokante Kunst, Skandale und seine seltene ALS-Erkrankung, war zudem enger Freund von Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, dessen Porträt er für die Kanzlergalerie im Kanzleramt malte.

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