Peter Friedl - 10. Kunstflâneur 2024

Das Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS) am Mittelweg 36 in Hamburg-Rotherbaum wurde 1984 vom Stifter Jan-Philipp Reemtsma gegründet und widmet sich unter anderem den vielschichtigen gesellschaftlichen Gewaltphänomenen in Gegenwart und Vergangenheit. Und ein in der Bundesrepublik einzigartiges Archiv zum Thema „Protest“ befindet sich in der öffentlich zugänglichen Bibliothek. Auf dem Weg dorthin führt der Weg über das Treppenhaus an einem blau leuchtenden Kasten mit einer weißen Zahl 89 vorbei.

Die Arbeit »Ohne Titel (Berlin)« von 1998 ist eine Installation des österreichischen Künstlers Peter Friedl, der 1960 geboren wurde und nach eigenen Angaben „in situ“ wohnt. Der 105 x 105 cm große Leuchtkasten irritiert, da die darauf abgebildete Ziffer 8 als Zahl typografisch falsch scheint. Der kleinere Kreis der Zahl müsste oben und nicht unten stehen. Oder hängt das Kunstwerk falsch herum und sollte es eigentlich 68 heißen? Beide Zahlen stehen für bedeutende gesellschaftliche Proteste und wichtige Jahreszahlen in Deutschland. Ein gleiches Werk in Orange wurde von der Regierung für die Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland angekauft.

Peter Friedl vertrat 1999 Österreich auf der Kunstbiennale in Venedig und war dreimaliger documenta-Teilnehmer. 1997 ließ er an der neuen documenta-Halle die Leuchtbuchstaben „KINO“ anbringen. Besondere Bekanntheit erlangte er 2007 durch seine Arbeit „Zoo Story“ auf der documenta 12, die eine ausgestopfte Giraffe aus einem palästinensischen Zoo zeigte - sie war während der Zweiten Intifada zu Tode gekommen.

Mit Vorliebe entwickelt Friedl theatrale Situationen, um das Vorstellungsvermögen der Betrachter:innen anzuregen und verwendet dafür Darstellungsweisen des Theaters (beispielsweise maßstabsgetreue Modelle, Tableaux vivants, Requisiten, Puppentheater, Reinszenierungen) mit einer Vielzahl von Genres, Medien und Präsentationsformen.

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