Thomas Schütte - 19. Kunstflâneur 2024

Die Skulpturengruppe "Die Fremden" von Thomas Schütte auf dem Portikusdach am Friedrichsplatz in Kassel gehörte zu meinen Lieblingsarbeiten der documenta IX im Jahr 1992. Einige der Keramikskulpturen sind dort bis heute zu sehen, während ein Teil auf das Dach der Musik- und Kongresshalle in Lübeck umgezogen ist.

Der Düsseldorfer Künstler Thomas Schütte war bereits mehrere Male Teilnehmer der Documenta (1987, 1992 und 1997) und erhielt den Lichtwark-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg (2004) und den Goldenen Löwen für den besten Künstler auf der Biennale in Venedig (2005).

In Hamburg steht seit 1987 Schüttes mehrteilige Skulptur „Tisch mit 12 Stühlen“ in einer Grünanlage in Niendorf-Nord - ein Mahnmal zum Gedenken an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Es besteht aus einem ovalen Granittisch, umgeben von 12 aus Backstein gemauerten Thronen. Elf dieser Stühle tragen Namen von Hamburger Widerstandskämpfer:innen, darunter Georg Appel, Clara und Walter Bacher, Rudolf Klug, Curt Ledien, Reinhold Meyer, Hanne Mertens, Ernst Mittelbach, Joseph Norden, Margaretha Rothe, Kurt Schill und Paul Thürey - alle wurden sie von den Nationalsozialisten ermordet. Auch die umliegenden Straßen tragen ihre Namen und erinnern so in dem ehemaligen Neubauviertel, das größtenteils aus Backstein erbaut wurde, an ihr Vermächtnis.

Ein Stuhl bleibt ohne Namenszug und lädt mit einer die Gedenkstätte erklärenden Aufschrift dazu ein, an der Tafelrunde Platz zu nehmen, um den Frauen und Männern des Widerstands zu gedenken. Dieses Mahnmal bietet uns täglich - und nicht nur am 9. November - die Möglichkeit, an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern.
Diese Idee des interaktiven Mahnmals finde ich sehr gelungen. Ich kann auch den Impuls, das Material der Umgebung zu integrieren, gut nachvollziehen, auch wenn die Arbeit dadurch leider zu wuchtig, unbequem und wenig einladend wirkt.

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