Kapwani Kiwanga - 14. Kunstflâneur 2024
Foto © Laura Léglise
Für das größte innerstädtische Stadtentwicklungsprojekt Europas, besser bekannt als die Hamburger HafenCity, entwickelte die Kuratorin Ellen Blumenstein zwischen 2017 und 2023 neue Formate an der Schnittstelle von Kultur und Stadtplanung. Zwei Projekte habe ich bereits im Kunstflâneur empfohlen: Die Sound- und Videoinstallation von Annika Kahrs, die 2022 für das letzte Hafenrelikt, den Schuppen 29, entwickelt wurde sowie die markante Intervention von Joiri Minaya 2021, die im Rahmen der Ausstellung „THE GATE“ stattfand.
Ebenfalls in dieser Ausstellung wurde die Installation „Bedform“ der französisch-kanadischen Künstlerin Kapwani Kiwanga (*1978) auf dem Dar-es-Salaam-Platz - benannt nach Hamburgs tansanischer Partnerstadt - gezeigt.
Auf dem acht Meter breiten und zwei Meter hohen Messingrelief sind geometrische Muster abgebildet, die abstrahierte Takelagen von Handelsschiffen der ehemaligen Reederei Deutsche Ost-Afrika-Linie darstellen, die von 1890 bis 1945 zwischen Hamburg und Dar es Salaam, der einstigen Hauptstadt Deutsch-Ostafrikas, verkehrten. Messing ist ein in der Schifffahrt häufig verwendetes Material, unter anderem für Schiffsschrauben. Der Titel „Bedform“ bezeichnet im Englischen versteinerte Sedimente im Flussbett und so bezieht sich das Kunstwerk auf die koloniale Handelsgeschichte der Stadt.
Dieses tiefgründige und ästhetische Kunstwerk, das eigens für den Dar-es-Salaam-Platz in Hamburg konzipiert wurde, erhielt nach Abschluss der Ausstellung „THE GATE“ Ende 2021 vom Bezirksamt-Mitte keine Verlängerung der Sondernutzungserlaubnis und musste verschrottet werden. Erst letztes Jahr hatte die international renommierte Künstlerin eine große Einzelausstellung im Kunstmuseum Wolfsburg. Aktuell repräsentiert Kapwani Kiwanga mit ihren Arbeiten Kanada auf der Kunstbiennale in Venedig. Leider ist Hamburg dieses bedeutende Werk verloren gegangen.
