Richard Serra - 5. Kunstflâneur 2024

Früher beherbergten die Hallen am Deichtorplatz den Blumengroßmarkt, der 1962 zum jetzigen Standort in Hammerbrook umzog. Über zwanzig Jahre standen die beiden Markthallen leer, bis sie mit Mitteln der Körber-Stiftung saniert und für ein internationales Ausstellungszentrum umgebaut wurden. 1989 wurden die Deichtorhallen Hamburg mit der Ausstellung „Einleuchten“ eröffnet, die von Harald Szeemann, dem ehemaligen Documenta 8-Leiter, kuratiert wurde. Richard Serra (1939-2024) gehörte zu den eingeladenen Künstlern für eine Arbeit im Außenbereich.

Der US-amerikanische Künstler Serra ist bekannt für seine monumentalen Stahlskulpturen und gehört zu den bedeutendsten lebenden Bildhauern. Seine Skulptur „T.W.U.“ („Trade Worker Union“) von 1980 wurde ursprünglich für den West-Broadway von New York konzipiert. Die drei fast identisch großen Platten aus Cortenstahl sind nahezu 11 Meter hoch und 3,66 Meter breit und 7 Zentimeter dick. Mitte der 1960er Jahre fing Serra an, mit Industriematerialien zu arbeiten und verwandelte die vermeintlich rohen Materialien in ästhetische Formen. Der besondere Cortenstahl verändert sich durch Wettereinflüsse und bildet eine raue Oberfläche sowie eine unregelmäßige rot-braune Rostfärbung. Sämtliche vertikale Skulpturen von Serra, die aus mehreren tonnenschweren Stahlplatten bestehen, stützen und stabilisieren sich allein durch ihr eigenes Gewicht.

Serra möchte mit seinen Skulpturen Räume definieren, gestalten und die Wahrnehmung von Raum und Form fördern. Deshalb wurde der genaue Standort der Arbeit „T.W.U.“  zwischen den beiden Deichtorhallen und der Bahnunterführung bewusst von ihm gewählt. Hamburg hat 1992 das Kunstwerk aus Mitteln für „Kunst im öffentlichen Raum“ angekauft - mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder.

Sobald die grundlegende Sanierung der südlichen Deichtorhalle abgeschlossen ist, ist die - wie ich finde - imposante Wirkung des Werkes aus nächster Nähe wieder uneingeschränkt erlebbar.

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Uwe Ochsler - 6. Kunstflâneur 2024

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