13. Kunstflâneur - Anna Oppermann
Nachdem man an dem gigantischen Reiterstandbild aus Bronze zu Ehren von Kaiser Wilhelm I. vorbeiflaniert ist - das 1898 eingeweiht und von dem berühmtesten Bildhauer des 19. Jahrhunderts Gustav Eberlein entworfen wurde - und ins Altonaer Rathaus geht, entdeckt man links hinter einer Glaswand eine umfangreiche Rauminstallation. Die Arbeit „Pathosgeste - MGSMO - Mach große, schlagkräftige, machtdemonstrierende Objekte!"“ der Künstlerin Anna Oppermann (1940 - 1993) befindet sich seit 1991 in diesem Gebäude und besteht aus diversen Materialien wie Fotografien, Zeichnungen, Schriftbändern, Skulpturen, Lampen, Stecknadeln, handgeschriebenen Texten und vieles mehr, die um die 2,50 Meter hohe menschliche Figur gruppiert sind. Über drei Jahre arbeitete Oppermann an dieser Installation, bevor sie sie erstmals 1987 auf der documenta 8 in Kassel ausstellte und dann bis 1992 an die neoklassizistische Architektur des Altonaer Rathauses anpasste.
„Im Zentrum der „Pathosgeste“ steht eine menschliche Figur mit erhobenem Arm, der als drohend, verkündend oder anpreisend gedeutet werden kann. Die Figur wird in verschiedener Größe, in Positiv- und Negativform, als Holzobjekt oder gezeichnet, gemalt, photographiert dargestellt und in unterschiedliche Kontexte gebracht. Diese beziehen sich auf Pathos, Suggestion, Manipulation, Geld-Macht-Beziehungen, den schönen Schein“, so Anna Oppermann.
Bekannt geworden ist die seinerzeit in Hamburg lebende und arbeitende Künstlerin mit ihren aufwändigen Ensembles. Ausgehend von kleinen thematischen Stillleben formte, fotografierte, malte und schrieb sie, sammelte zudem Zitate aus Philosophie, Wissenschaften und Printmedien. Jedes neue Element im Bildprozess wurde Teil des Arrangements und Gegenstand weiterer Abbildungen und Reflexionen. Sukzessive entstanden raumgreifende Ensembles, in denen nah gerückte Stillleben mit distanzierten Arrangementansichten abwechseln, in denen Details hervorgehoben oder durch Überlagerungen verborgen sind. Um sich das vielschichtige Ensemble im Altonaer Rathaus aufmerksam anzuschauen und zu lesen, sollte man sich etwas Zeit nehmen.
