12. Kunstflâneur - Rémy Zaugg

„Kanäle, Himmel, Eisenbahnbrücke, Wind, Schiffe, Lagerhäuser, Wolken, Hafenkräne“ könnte eine Aufzählung der Dinge sein, die für die Hamburger Hafenkulisse typisch sind. Es ist aber auch der Titel des Kunstwerks von Rémy Zaugg (1943-2005). Und zugleich dessen Inhalt. Die acht Wörter hängen als weiße Leuchtkästen in Letterform in einer Gesamtlänge von fast 100 Metern an der medial beliebten Oberhafenbrücke.

Installiert wurde die Arbeit des Schweizer Künstlers im öffentlichen Raum 1992 im Rahmen seiner Einzelausstellung, die der Kunstverein in Hamburg anlässlich seines 175-jährigen Bestehens in den Deichtorhallen feierte. Dort wurde zudem in der Rückwand der Ausstellungshalle ein Fenster freigelegt, das den Blick auf die Wortbilder an der zweigeschossigen Brücke freigab.

In seinen Arbeiten beschäftigte sich der Maler und Konzeptkünstler Rémy Zaugg mit der Wahrnehmung und dem Sehen. Zentrales Thema seiner künstlerischen Arbeit ist die Reflexion darüber, was Sehen bedeutet. Und was beim Betrachten eines Bildes geschieht. Was sehen wir, wenn wir die Wörter „Kanäle“, „Himmel“ oder „Eisenbahnbrücke“ lesen oder die Leuchtkästen betrachten? Das Sehen wird so zu einem bewussten Vorgang und ist ein dazugehöriger Teil des Werkes. Seine bekannten Schriftbilder „Schau, du bist blind“ und „Stell dir vor, du hast es angeschaut und das Bild erblindet“ spielen mit dieser sinnlich-ästhetischen Erfahrung.

International bekannt wurde Zaugg ebenfalls durch seine Zusammenarbeit mit den Architekten Herzog & de Meuron, die die Elbphilharmonie entwarfen, und mit denen er zahlreiche Projekte realisierte.

Besonders ist die Arbeit auch in der Dunkelheit zu erleben, wenn die Neon-Lettern an der Straßen- und Eisenbahnbrücke leuchten.

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13. Kunstflâneur - Anna Oppermann

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