BAID - 3. Kunstflâneur 2024

Dieses Gebäude hat eine verrückte Geschichte. In der Warburgstraße wurden 1878 und 1889 die beiden Altbauten von den Architekten Hugo Stammann und Gustav Zinnow erbaut. Sie zählen zu den Mit-Erbauern des Hamburger Rathauses (die Säle der Hamburgischen Bürgerschaft) und prägten mit ihren zahlreichen Bauten das Hamburger Stadtbild des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

Das aktuelle neun Etagen hohe Wohngebäude wurde von BAID Architektur entworfen und 2020 fertiggestellt. Mir ist diese weiße Baukultur durch die ungewöhnliche Symbiose von Alt und Neu aufgefallen. Die verzierte Fassade wird durch einen spannenden puristischen Neubau ergänzt, der harmonisch dazu passt - und dennoch eine eigenständige elegante Form besitzt. Zudem wirken die modernen geschwungenen Balkone mit den runden Glasscheiben maritim und passen gut zur Alster.

Obwohl das Gebäude nicht unter Denkmalschutz stand, sollte die historische Fassade erhalten bleiben. Deshalb wurde sie etagenweise in bis zu 21 Meter lange und 5 Meter hohe Teile geschnitten, abtransportiert, eingelagert und aufgearbeitet. Diese sogenannte „Translozierung“ war für Hamburg eine Premiere. Anschließend wurden die alten Gebäude abgerissen und auf dem 1.200 großen Grundstück ein neues Haus mit 42 Wohnungen, darunter sechs als geförderter Wohnungsbau, gebaut und anschließend die Fassadenteile wiedererrichtet.

Das Hamburger Büro BAID wurde 2005 von der Architektin Jessica Borchardt gegründet und hat in Hamburg bereits mehrere Gebäude realisiert, darunter neun rund um die Alster. Bekannt geworden ist das Architekturbüro auch durch den Neubau der Firmenzentrale von ALDI Nord in Essen.

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