Gerhard Merz - 21. Kunstflâneur
Viele meiner Kunst-im-öffentlichen-Raum Empfehlungen kenne ich schon seit Jahren. Seitdem ich den Kunstflâneur herausgebe, bekomme ich auch Hinweise auf mir unbekannte Werke, wie die Arbeit von Gerhard Merz (*1947) im HypoVereinsbank-Gebäude. Obwohl ich schon häufiger durch diese Passage flâniert bin, war mir nicht bewusst, dass sich über mir ein Werk des renommierten Künstlers befindet.
Als Kunst-am-Bau des Neubaus der Bank ist die Rauminstallation „o.T. (Lichtdecke)“ 1993 entstanden. Die vier 220 x 220 cm großen Quadrate aus reinem Kadmiumrot sind umrandet von je 96 Tageslicht-Leuchtstoffröhren hinter opalfarbenem Überfangglas in den Maßeinheiten des Gebäudes. Durch die zahlreichen Reflexionen verbindet sich das Werk von der Passagendecke zudem mit den benachbarten Läden. Gerhard Merz vereint seine Kunst mit der Architektur und gestaltet den Raum als Ganzes. Dabei strebt er in jedem seiner Werke die größtmögliche formale Klarheit an, da für ihn Kunst eine reine Formensprache um Maß, Format und Proportionen, um Farbe und Farbaura ist - ein Ideal als Gegenentwurf zum Leben.
In der Hamburger Kunsthalle befindet sich noch ein weiteres Werk des Künstlers. Dort entwickelte Merz 1992 die Installation „Deckenmalerei“ anlässlich der Ausstellung „Archipittura“, die zeitgleich in den Deichtorhallen stattfand. In elf Metern Höhe an der Decke des Treppenhauses des Gründungsbaus der Kunsthalle besteht die Arbeit aus einem schwarzen Quadrat, das von 400 Leuchtstoffröhren gerahmt ist, und die prägnante Symmetrie des Ortes aufgreift.
Gerhard Merz lehrte an der Kunstakademie Düsseldorf und der Akademie der Bildenden Künste München, war viermal in Folge bei der documenta in Kassel vertreten und gestaltete 1997 den Deutschen Pavillon auf der 47. Biennale von Venedig.