2. Kunstflâneur - Esther Shalev-Gerz und Jochen Gerz
An der S-Bahnstation Harburg Rathaus steht das "Harburger Mahnmal gegen Faschismus" des Künstlerpaares Esther Shalev-Gerz und Jochen Gerz. Es entstand zwischen den Jahren 1986 und 1993.
Ursprünglich bestand das Kunstwerk aus einer bleiummantelten Stele von zwölf Metern Höhe, die als Schreibgrund für Unterschriften und Kommentare zur NS-Zeit von den Bürger:innen genutzt werden sollte und damit eine für die damalige Zeit neuen Typus eines interaktiven Mahnmals schuf. Um Platz für neue Kommentare zu schaffen, sah das Konzept vor, je nach Grad der Nutzung, die Skulptur in acht Stufen in das Erdreich abzusenken. Diese besondere Form der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit bewirkte rund 60.000 Beschriftungen extrem unterschiedlichster Art – Unterschriften, nachdenkliche Worte, antifaschistische Zitate ebenso wie Sprüche und ausländerfeindliche Parolen –, die mit der Stele 1993 endgültig im Boden eingelassen wurden.
Heute ist von dem Mahnmal nur noch eine ebenerdige Bleiplatte zu sehen sowie eine Tür in der Fußgängerunterführung, durch die ein Abschnitt der beschrifteten Stele erblickt werden kann. Tafeln erklären die Entstehung des Denkmals und den Anlass seiner Errichtung. Die „Leerstelle“ des versenkten Denkmals wird in der Inschrift mit den Worten erläutert: „Denn nichts kann auf Dauer an unserer Stelle sich gegen das Unrecht erheben.“
Morgen, am 27. Januar, ist der internationale Holocaust-Gedenktag, deshalb wünsche ich ein wachsames Kunstflanieren.