15. Kunstflâneur - Stephan Huber und Raimund Kummer
In Hamburg kann Kunst im öffentlichen Raum nicht nur oberirdisch, sondern auch unterirdisch entdeckt werden: In rund 100 Meter Tiefe liegt im Hauptbahnhof fast im Verborgenen, die Installation „Hauptbahnhof Nord“ von Stephan Huber und Raimund Kummer.
Neben der U2-Station in Richtung Niendorf ruhen im stillgelegten U-Bahn-Tunnel über die gesamte Länge der Röhre hinweg seit 1994 mehr als hundert gusseiserne fünfstrahlige Sterne sowie sieben blaue Glaselemente, die an Stahlhalterungen von der Decke herabhängen. Die Tunnelröhre wurde für die Arbeit bis zur Hälfte auf ihre Skelettkonstruktion freigelegt, so dass der Schacht als architektonisches Konstrukt sichtbar wird. Auf der Bahnsteigebene wurde ein Gitterrost eingezogen, auf der die unterschiedlich großen Sterne liegen. Durch Absperrgitter ist die Installation von drei Standorten einsehbar - jeweils am Ende der Röhre und in der Mitte vom Bahnsteig der U2 - und wirkt seltsam poetisch aber auch unwirtlich. Zu sehen gibt es aktuell eher wenig, da die Neonleuchten, die das Werk illuminieren, zur Zeit nicht funktionieren. Das Kunstwerk soll aber zeitnah renoviert werden.
1991 wurde das Werk in der Hamburger Kunsthalle als Gemeinschaftsarbeit der beiden Künstler in dem repräsentativen weiß getünchten Kuppelsaal unter dem Titel „Firmament“ gezeigt. Die gebogenen und blau getönten Gläser hingen gleichsam wie herabstürzende Himmelsstücke von der Decke hinab, während über den Boden verstreut die Sterne lagen, deren Zacken teilweise gebrochen waren und an Meteoriten erinnerten. Am gegenwärtigen Ort scheint die Arbeit „Hauptbahnhof Nord“ - bildlich gesehen - den Himmelssturz vollzogen und nun in der Unterwelt ihr unsanftes Ende gefunden zu haben.