Thomas Stricker - 9. Kunstflâneur 2023
Vor ein paar Tagen sind Meteoritenteile in Elmshorn auf die Erde gefallen, die wohl seit 4,5 Milliarden Jahren im Weltall unterwegs waren, um genau in der Nähe von Hamburg zu landen. Dabei liegt bereits seit 23 Jahren ein zweieinhalb Meter großer Meteorit an der Außenalster (nähe Mittelweg) - allerdings handelt es sich hierbei um das Kunstwerk des Schweizer Künstlers Thomas Stricker.
Entstanden ist die Arbeit im Rahmen der Ausstellung AUSSENDIENST - ein Kunst-im-öffentlichen-Raum-Projekt der Kulturbehörde in Kooperation mit dem Kunstverein. Stricker richtete von Mai bis Ende Juli 2000 ein öffentlich zugängliches Zelt auf der Alsterwiese ein: seine Meteoritenwerkstatt. An diesem Ort fertigte er in einem langwierigen, mehrere Arbeitsschritte umfassenden Prozess seine Skulptur eines mächtigen Himmelskörpers. Mit zwei Styropor-Halbkugeln wurde das Negativ des Meteoriten geformt, zu einer Kugel zusammengefügt und die Innenwände in einem aufwändigen Schwenkgussverfahren mit Gips überzogen. Anschließend wurde der Hohlkörper mit 4.200 Kilogramm Beton ausgespritzt, die getrocknete Form von der Styropor-Gussform befreit und per Hand mit 5.400 Bögen Blatt-Palladium überzogen. Nachdem die Werkstatt abgebaut war, blieb der geheimnisvolle, metallisch glänzende Brocken, als wäre er scheinbar vom Himmel gefallen.
Diese vermeintliche Naturerscheinung war das Resultat wochenlanger präziser, künstlerischer Arbeit. Dabei war die offene Meteoritenwerkstatt von Thomas Stricker mehrere Wochen für Flâneure zugänglich, da der bildhauerische Schaffensprozess Teil seines Werkes war.